In der dunklen Jahreszeit

Grade jetzt denke ich oft an meine Oma zurück, sie starb Ende November 1986. Sie hat diesen Monat immer als kalten, dunklen Monat beschrieben. Ehrlich gesagt wird es mir ab Anfang November bis Ende Januar auch immer recht schwer ums Herz. Ich weiß nicht warum, eigentlich sollte man sich doch erwartungsvoll freuen. Weihnachten steht vor der Tür, man sieht leuchtende Kinderaugen, es gibt tolles Essen usw. Und ich mag die Kälte, diese Hitze im Sommer ist ja nicht auszuhalten. Was ich aber noch am meisten liebe, sind Schneeballschlachten mit Michelle und meinem Mann – gut ich muss die nicht unbedingt abbekommen, aber es macht Spaß andere damit abzuwerfen. Erinnerungen, Freude, leuchtende Augen – all das sind Dinge, die man sehr fest halten sollte. Ich habe vorhin noch sehr lange mit einer guten Bekannten telefoniert und erfahren das es in ihrer Verwandtschaft einen Trauerfall zu beklagen gibt. Da kommen dann doch gleich wieder diese dunklen Schatten aus dem Nichts, wo einem die Worte fehlen und man sich fragt, warum es all dieses geben muss.

Wie oft muss man Traueranzeigen lesen, wann begreift man, das dieses alles zum Leben dazugehört. Ich kann das “dieses” manchmal nicht definieren, soll man hier an Schicksal glauben, gehört es wirklich dazu oder ist es einfach nur ungerecht. Jetzt, wo ich grade einen neuen Job begonnen habe, merke ich noch mehr, wie schnelllebig unsere Zeit doch ist. Die Stunden rennen nur noch so, kaum war Montag ist auch schon wieder Wochenende. Irgendwie wird einem da flau in der Magengegend. Eine Stunde, 1 Tag, 1 Jahr, was ist das noch wert? Doch könnte man die Zeit anhalten, was würde man tun?Immer auf dieser Welt verweilen oder irgendwann denken, nun ist es aber genug. Gut, das man das selber nie erfahren wird. Aber wer weiß, was in Hunderten von Jahren noch passieren wird.